Christsein bedeutet mehr als "die 10 Gebote"

Predigt zum 3. Fastensonntag - B - 2018

Textstelle: Ex 20, 1- 17

Mose mit den 10 Geboten.
Quelle: www.pixabay.com

 


Ich erinnere mich an die Zeit in der Pfarrei in Horst.
Ich war für die Firmvorbereitung im Pastoralteam zuständig.
Und die Verantwortlichen entschieden sich in einem Jahr, die 10 Gebote zum Thema der Firmvorbereitung zu machen.

    • Sie seien schließlich so etwas wie die zentralen Gebote unseres Glaubens und großartige Wegweiser zum Leben.
    • Wenn wir diese uns heute immer wieder in Erinnerung rufen, dann hätten wir konkrete Richtschnur für ein gottgefälliges Leben an der Hand und auch unser menschliches Miteinander und unsere Verantwortung für die Welt würden wir dadurch besser gerecht werden.
    • Die Zehn Gebote seien wunderbare Weisungen Gottes für ein erfülltes Leben.

Ohne Zweifel, liebe Schwestern und Brüder,
die zehn Gebote stellen ein hilfreiches Werk an Geboten dar, die viele Aspekte unserer menschlichen Existenz berühren und unser Zusammenleben hilfreich erleichtern können, so wie uns daran halten.

Und uns allein schon an diese zehn Gebote zu halten, fällt uns als Menschen nicht immer leicht.
Tagtäglich hören wir von Nachrichten, die offensichtlich abweichende Verhaltensweisen von diesen zehn Geboten darstellen.

Mehrheitlich hatte man sich damals in der Pfarrei also für die zehn Gebote als Thema der Firmvorbereitung ausgesprochen.

Ich jedoch hatte schon damals Bedenken angemeldet.

Möchten Sie wissen weshalb?



Ich möchte es an einem Text aus dem Neuen Testament erläutern:

Da lese ich im Matthäus-Evangelium folgende Worte aus der Bergpredigt:
(vgl. Mt 5, 21 - 48)

„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.
(...)
27 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
28 Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
(...)
31 Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben.
32 Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
33 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.
34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron,
35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs!
(...)
38 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.
39 Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin!
40 Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel!
41 Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm!
(...)
43 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.2
44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,
45 damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46 Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?
47 Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?
48 Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“

Merken Sie was?!

Die Aussagen Jesu aus der Bergpredigt gehen weit über das hinaus, was wir in den zehn Geboten gehört haben.

Das bedeutet: die ethischen Forderungen Jesu gehen über die Weisungen des Alten Testamentes, zu denen auch die zehn Gebote gehören, hinaus.

Eine christliche Ethik und Moral kann also nicht bei den zehn Geboten stehen bleiben.
Jesus mutet und zu, nicht nur die alten Gebote zu erfüllen, sondern noch eins drauf zu setzen.

Wer also die zehn Gebote als Grundmaßstab christlichen Handelns und christlicher Ethik gelten lassen will, geht hinter den Forderungen Christi zurück.

Sind Sie jetzt erstaunt oder gar geschockt und fragen sich vielleicht:
    • Wer kann das dann noch erfüllen, wo wir doch schon kaum die Weisungen der 10 Gebote vollumfänglich erfüllen?!

Solche Fragen kann man sich zurecht stellen.

Doch die Forderungen Jesu werden dadurch nicht negiert.
Sie stehen weiter im Raum, bleiben für uns weiter eine Herausforderung und zeigen den hohen ethischen Anspruch, den Christus an uns in seiner Nachfolge stellt.

Wer nur mit seiner Familie „gut Freund ist“, aber nicht bereit ist, auch seinen Feind zu lieben, dem wird es schwerlich möglich sein, sein Christsein zu Verwirklichen.

Deshalb war ich dagegen, nur die Zehn Gebote zum Inhalt der Firmvorbereitung zu machen, weil sie den Jugendlichen letztendlich die Radikalität der Ethik und Moral Jesu vorenthielt und sie nicht mit der Brisanz christlicher Nachfolge konfrontierte.

Die 10 Gebote sind schön und gut – doch echtes Christsein geht weiter darüber hinaus!

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